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Buchbesprechung
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buch-01.htm; 04.2002
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Pen(n) Duick oder die doppelte 'Kohlmeise'

Wenn von der Pen Duick (bretonisch für ‚Kohlmeise') die Rede ist, so denkt in Segler- oder Modellseglerkreisen jeder sofort an die Yacht von Éric Tabarly. Diese wurde 1898 von William Fife entworfen, auf der Werft Gridiron & Works in Irland für W.D. Cummis gebaut und mit dem Namen Yum zu Wasser gelassen. Das es daneben aber noch eine Yacht mit Namen Penn Duick gab, ist kaum bekannt.

Einen ersten Hinweis gab mir Noell Duck in seinem Aufsatz "Das Geheimnis der Pen Duick", der in Franco Pace's Buch über William Fife's Yachten abgedruckt ist. Duck spricht von einer anderen Pen Duick, die von einem französischen Konstrukteur entworfen und im Golf von Morbihan gebaut wurde. Diese Yacht soll der Pen Duick von Éric Tabarly zudem noch sehr ähnlich sehen. Gespräche und Nachforschungen nach dieser mysteriösen zweiten Pen Duick verliefen aber stets im Sande. Selbst ein französischer Modellbaukollege konnte mir zu dieser Yacht keine Auskünfte geben. In der Chasse Marée Nr. 124 wurde dann aber ein Leserbrief von Herrn Joseph Alain de Cleuziou abgedruckt, der - mit Unterstützung der Redaktion von Chasse Marée - Licht ins Dunkel dieses Rätsels brachte.

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Als Jean Lebec am 17. Juli 1935 die soeben unter dem Namen Butterfly gekaufte Yacht auf den Namen Pen Duick taufte, so war sie nicht die Erste, die diesen Namen trug, wenn sie auch durch ihren späteren Besitzer Éric Tabarly zur Berühmtesten dieses Namens werden sollte. Bereits 1894 hatte Oliver de Langlais eine Yacht mit dem Namen Penn Duick gekauft. Vier Jahre später veräußerte er diese Yacht unter dem Namen Mésange (bretonisch für Meise), weil er Penn Duick für seine späteren Boote behalten wollte. So kaufte de Langlais 1902 die Yacht Yalc'hik II (bretonisch für Kleine Geldbörse) und taufte sie auf Penn Duick um. Diese Yacht sieht der Yum - der späteren Pen Duick von Éric Tabarly - zum Verwechseln ähnlich. 1914 wird die Penn Duick - jetzt im Besitz des Comte de Francheville und in Vannes registriert - zum letzten mal im Lloyds-Register verzeichnet. Danach verliert sich die Spur.

Die Yalc'hik II wurde 1896 von Joseph Guédon gezeichnet und auf der Werft Goasdoué in Paimpol an der Côtes d'Armor für Herrn du Perray gebaut. Stapellauf war am 13. September 1896, am 5. Februar 1898 wurde in der Fachzeitschrift Le Yacht eine Spanten- und Formenplan veröffentlicht. Die Yalc'hik II gleicht, wenn auch etwas kleiner in den Abmessungen (9,25 m in der Wasserlinie statt 10,04 m), der Yum wie einer Schwester, wie man aus den abgedruckten Plänen der beiden Yachten ersehen kann.

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Die von Joseph Guédon gezeichnete Yacht kam zwei Jahre vor der Yum von William Fife zu Wasser. Daraus aber zu schließen, Fife hätte die französische Yacht kopiert, wäre aber grundlegend falsch. Beide, sowohl Guédon als auch Fife, haben sich offensichtlich an der 1891 von Nathaniel Green Herreshoff gezeichneten Gloriana orientiert. Die Gloriana hat mit ihren Linien damals viele Yachtkonstrukteure beeinflußt, doch nicht alle haben dies in so wunderschöne Yachten wie die beiden Pen(n) Duick's umgesetzt.

Quellen:
Franco Pace: William Fife - die Kunst des Yachtbaus / Delius Klasing
Eric Tabarly: Pen Duick / Édition de Pen Duick - Édition Quest France
Chasse Marée Nr. 119
Chasse Marée Nr. 124
Carlo Sciarrelli : Die Yacht - Ihre Herkunft und Entwicklung / Delius Klasing

Walter Ludwig
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